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Stadtbefestigung im Kaiserreich
Zwischenwerk IVb - Vogelsang

1. Allgemeines und Fotogalerien

Das Zwischenwerk IV b, im Nordwesten Kölns im Ortsteil Vogelsang gelegen, hat seine Besonderheiten der Tatsache zu verdanken, dass in den 1870iger Jahren sechs Panzertürme zur Verfügung standen, die zum Einbau in Festungen vorgesehen waren.
Man entschied sich für eine dezentrale Lösung: 3 Exemplare kamen in zwei Metzer Forts, je 1 in ein Kölner Zwischenwerk und zwei Ingolstädter Werke, die dort allerdings trotz großer Baugleichheit als Fort IIIa bzw. Va bezeichnet wurden.
Wann genau und warum gerade für dieses Kölner Werk die Entscheidung fiel, ist ebenso unbekannt wie die genaue Einbauzeit des Panzerturms.



Fotogalerie Freilegung der rechten Reverskaponniere (18 Bilder)



Fotogalerie Reverskaponniere kurz vor der Teilentfernung des Außenwandbereichs (8 Bilder)



Fotogalerie Fort Kameke/Metz (8 Bilder)

2. Situation im heutigen Stadtplan

Das ehemalige Zwischenwerk IV b befindet sich heute auf einem Geländeteil des Max Plank-Instituts. Das stark überwachsene Gelände lässt nur noch mit seinen Bodenformen den Verlauf der früheren Werkteile erahnen.

3. Detailinformationen zum Zwischenwerk IV b





Das Zwischenwerk (ZW) IV b stellte unter den großen Zwischenwerken des Äußeren Kölner Festungsgürtels eine einmalige Besonderheit dar:

mit gebrochener Front und zwei gleichen nur zur Flankenbestreichung vorgesehenen Schulterkaponnieren, mit einer Kehle, die ebenfalls in der Art der Kölner rechtsrheinischen Forts gebrochen war und auch hier eine Kontereskarpenmauer besaß, war dieses ZW von seiner äußeren Form als kleines Einheits-/Biehler-Fort zu bezeichnen. Die etwas größere Kehlkaserne dagegen entsprach dem üblichen Schema. Eine weitere Besonderheit stellte die überdimensionierte Spitzenkaponniere dar, die neben der Bestreichung der Frontgräben auch die Aufgabe hatte, den Panzerturm aufzunehmen.
Mit dem Umbau nach 1885 verschwanden Traversen und Geschützbänke auf dem Wall; sie wurden durch die üblichen Schützenstellungen im Verlauf der Feuerlinie ersetzt. Die vordere Grabenbestreichung wurde von den Eskarpen- auf die Kontereskarpenseite verlegt. Der hier noch nicht eingezeichnete Panzerbeobachtungsturm (obere Zeichnung) kam vermutlich erst nach 1890 hinzu.

4. Lagepläne

  • Seitenschnitt des Zwischenwerkes.
  • Detailzeichnung der Spitzenkaponniere mit Panzerturm
  • Die Schulterkaponnieren (SK) wurden durch Reverskaponnieren (RK) ersetzt; der Zugang zu den ehemaligen SK wurde am Ende vermauert und vermutlich als Lagerraum genutzt.

    Das Innere der RK bestand aus Eingang in Höhe der Grabensohle, Schleuse und Latrine, Hauptkampfraum (10 x 3m), Brunnen und Nebenkampfrau. Zur Bestreichung von Front-und Flankengraben dienten mehrere Gewehrschießscharten und jeweils eine größere Scharte, die wahrscheinlich für Maschinengewehr oder Scheinwerfer genutzt werden konnte. Nach Niederlegung der SK und teilweisem Abtrag der Eskarpenmauer am Schulterpunkt konnte der Wallfuß in der Flanke ebenfalls bestrichen werden. Vor der RK befand sich der übliche Diamantgraben.

    Einen zweiten und gesicherten Zugang gab es durch einen 70cm breiten Hohlgang, der an einer Art Minenvorhaus vorbei zur Reversgalerie vor der Spitzenkaponniere führte.

    Die Rückwand der RK war an der stärksten Stelle m dick, die Deckenstärke betrug 2,50 bis 2,80m.
  • Beim Umbau anlässlich der Brisanzkrise wurde der Ausgang aus der Kehlkaserne in die Innenhöfe nicht wie bei einigen anderen Zwischenwerken verschlossen. Statt dessen wurde ein "schikane"-förmiger betonierter Ausgang angefügt, der zwei Schießscharten zur Nahverteidigung besaß.

5. Daten und technische Beschreibung

Zwischenwerk IV b / Technische Daten

Ausdehnung: (Maximalwert gemessen an der Außenseite der Kontereskarpenmauer/in Klammern der entsprechende Wert für ein "normales"großes Zwischenwerk des Kölner Gürtels)
Breite: 186 m (170m)
Tiefe: 110m (96m)
Aufzug: max.ca 6,50m
Grabentiefe: ca. 6,50m (in Höhe Kehlkaserne bis 3,50m ansteigend)
Grabenbreite: 9,00m
Mauer-und Deckenstärken: nach Umbau/Verstärkung Standardmaß: 1,00m Mauerwerk,1,00m Sand, 1,20m Beton, an besonders gefährdeten Stellen Vorlagen vor Panzer-/Panzerbeobachtungsturm und Reverskaponnieren) 3 bis 4m Beton
Bewaffnung: Zwei 15cm Ringkanonen im Panzerturm; vor Umbau auf dem Wall .
Im Artilleriearmierungsplan Aufstellung von je zwei 9 cm Kanonen in den beiden Schulterpunkten vorgesehen.
Bauzeit: 1875 bis 1877 ohne Einbau des Panzerturms; Fertigstellung des Gesamtwerkes vermutlich 1881
Schleifung: 19.01.-28.11.21

6. Fotodokumentation aus der Entfestigungsakte

7. Entfestigungsfoto aus dem "Archives de la Societé des Nations/Genf"

8. Stand Frühjahr 2008

Anfang 2008 wurde von der oberen Rückwand der Reverskaponniere eine etwa 1m starke "Scheibe" abgeschnitten, der geplante Neubau unmittelbar an den Restteil angebaut und anschließend die Baugrube wieder verfüllt.

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