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Neupreußische Stadtbefestigung
Fort X - Prinz Wilhelm von Preussen am Neusser Wall

1. Allgemeines (Gesamtplan & Fotos vom Äußeren Bereich)

In einem königlichen Erlass vom 22.April 1816 war entschieden worden, linksrheinisch elf Forts um die Stadt Köln zu legen, von denen aus finanziellen Gründen in erster Rate zunächst nur fünf mit den geraden Nummern II, IV, VI, VIII und X errichtet wurden; die restlichen sechs folgten in den 1840er Jahren.

Während die Forts durchschnittlich 480 – 560 Meter von den preußischen Bastionen vor der mittelalterlichen Stadtmauer entfernt lagen, betrug der Abstand bei den Forts II und X, die als besonders wichtig bezeichnet wurden, 750 – 900 Meter.
Fort X wurde von 1819 – 1825 errichtet. Am 9. September 1825 wurden den fünf erstgebauten Forts in einer feierlichen Zeremonie vom preußischen König zusätzliche Namen verliehen; dieser war für Fort X : „Prinz Wilhelm von Preußen“.

Alle fünf Forts hatten eine spitzwinklige Grundform, trockene Gräben und ein hufeisenförmiges Reduit mit angehängten Traditoren ( II, VI und X ) oder zusätzliches Kehlreduit ( IV und VIII ); die Stärke der Besatzung betrug ungefähr 300 Mann.

Im Grundriss unterscheidet sich Fort X von den anderen Werken deutlich durch die extrem kurzen Flanken, den weit zurückhängenden Kehltambour und vor allem durch die in der Kontereskarpe liegenden Reverskaponnieren zur Grabenbestreichung. Auf diese Reverskaponnieren besann man sich erst wieder in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre beim Umbau der Werke des äußeren Gürtels in Folge der Brisanzkrise.

Das Reduit des Fort X besaß drei Geschütz-Etagen: kasemattiertes Erdgeschoss zur Hof- und Wallbestreichung, kasemattiertes Obergeschoss zur Bekämpfung von Feind außerhalb des Werkes und Plattform auf dem Dach ( wie Obergeschoss ).



Fotogalerie:
Außenaufnahmen (18 Bilder)

2. Reduit mit Traditoren

Die Geschütze in den Traditoren flankierten vor die Nachbarwerke. Im Untergeschoss des Reduit befindet sich unmittelbar an der 1,88 m starken Außenmauer ein Minengang, zugänglich über das Treppenhaus.
Von diesem Gang aus konnten an sieben Stellen Minenstollen unter den Innenhof getrieben werden.
Während sechs dieser noch sichtbaren Stolleneingänge zugemauert sind, ist der dritte von rechts bis an den äußeren Rand der Umfassungsmauer zugänglich; dort befindet sich ein darüber betonierter Betonklotz als Notausgang aus dem 2. Weltkrieg.
Kurz vor dem linken und rechten Ende des Minenganges sind noch zwei in den Innenhof des Reduit führende kurze Gänge vorhanden; in ihnen sollte vermutlich das beim Stollenbau anfallende Erdreich herausgeschafft werden.
Auch diese beiden Gänge lassen durch Betoneinbauten deutlich ihre Verwendung als Notausgang im letzten Weltkrieg erkennen. Ob es in der Mitte des Reduit einen dritten Gang dieser Art gegeben hat, lässt sich nicht mehr feststellen, ist aber wahrscheinlich.



Fotogalerie:
Außen- und Innnenaufnahmen des Reduit
und der Traditoren (13 Bilder)



Fotogalerie:
Nichtzugänglicher Bereich für das Besuchspublikum
Minengang und LS-Raum unter dem Reduit (12 Bilder)





3. Militärische Nutzung (Unterkunft/Umwallung)

Als in den Jahren 1882 – 1891 etwa in Höhe der alten Forts des Inneren Gürtels die linksrheinische Umwallung gebaut wurde, blieb Fort X als Festungswerk erhalten: die Umwallung wurde links und rechts an die Seite des Kehltambours angehängt. Dabei gab es aber entscheidende Umbaumaßnahmen am Werk: die Kehlgrabensohle wurde deutlich angehoben, Galerien und Räume in diesem Bereich wurden aufgegeben. Der Wall des Forts um den Innenhof, die Enveloppe, wurde näher an das Reduit herangezogen, das Niveau des Innenhofes erhöht. Durch den so entstandenen sehr schmalen Enveloppengraben wurde das Mauerwerk des Reduit besser gegen das gezieltere Feuer aus gezogenen Geschützrohren geschützt, dafür aber waren schwere Waffen aus dem Erdgeschoss nicht mehr einsetzbar. Von den erstgebauten Forts mit geraden Nummern wurden nur noch Fort II und X militärisch genutzt, solange die Umwallung Bestand hatte, d. h. bis 1911.

Wie fast alle anderen Festungswerke wurde auch Fort X in Friedens- und Spannungszeiten zur Unterbringung von Truppenteilen genutzt. Als Unterbringungskapazität wurde die Zahl 212 festgelegt. Seit dem Jahr 1860 ist die Belegung durch teile verschiedener Regimenter dokumentiert, dabei auch die von den Kölner Infanterie-Regimentern 16, 53 und oft von 65. Im Jahr 1892 wurden neben dem Fort zur Vergrößerung der Unterbringungskapazität zeitweise fünf große Wellblechbaracken aufgestellt.

4. Fort X heute (Führungen/Park)

Fort X liegt heute in einem Parkgelände, nur Graben und ehemaliger gedeckter Weg sind ständig frei zugänglich. Auf dem Innenhof , der in den Sommermonaten stundenweise geöffnet ist, befindet sich ein bei der Kölner Bevölkerung geschätzter Park mit Rosengarten.

Eine Werksbesichtigung ist auf Anfrage an die AFK e.V. (Arbeitsgemeinschaft-Festung-Köln) möglich:

Die Führungen werden in originalgetreuer preußischer Uniform durchgeführt.
Die Führung dauert ca. 2 1/2 Stunden.
Anfragen richten Sie bitte an:

info@ag-festung-koeln.de



Fotogalerie:
Führungen und Parkanlage(19 Bilder)



Fotogalerie:
Fotoimpressionen vom Tag der Forts Köln 2008 (8 Bilder)



Fotogalerie:
Fotoimpressionen von Fortis Colonia 2010 und Tag der Forts Köln 2010 (10 Bilder)

5. ach, übrigens...

Und noch eine Besonderheit: bei Ende des 2. Weltkrieges dürften in dem von zahlreichen Luftangriffen erheblich zerstörten Köln alle noch bewohnbaren Festungswerke von Ausgebombten, Flüchtlingen und Ausgesiedelten belegt gewesen sein. Einer davon ist übriggeblieben; einem älteren Herrn hat es in einer Kasematte des Fort X so gut gefallen, dass er bis heute ( Stand März 2009 ) dort verblieben ist.

Heute hat mich leider die traurige Nachricht erreicht das der letzte "Herr des Forts" nach kurzer Krankheit verstorben ist (Mai 2011).

6. Lageplan im heutigen Stadtplan

Lage: Neusser Wall 33

Erreichbar mit der KVB: Linien 12 und 15, Haltestelle Lohsestraße (ca. 600m Fußweg)

Linien 5, 16 und 18, Haltestelle Reichensperger Platz (ca. 450m Fußweg).

Buslinie 140, Haltestelle Worringer Str.

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