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Mittelalterlicher Festungsring im Zusammenhang mit preußischen Festungsbauten
Bayenturm und Bayenbastion - Südliches Rheinufer

Nachdem die Kölner Stadtmauer etwa 1200 fertiggestellt war, wurden anschließend die Torburgen errichtet; der Bayenturm ca. 1250. Der Kölner Erzbischof, der kurzzeitig die Stadt noch einmal in seinem Besitz bringen konnte, baute den Turm zu einer Zwingburg aus; mit der Eroberung des Turms durch die Kölner Bürgerschaft 1262 war die Verherrschaft des Erzbischofs entgültig gebrochen.

Der Bayenturm befand sich im südlichen Teil der Kölner Altstadt am Schnittpunkt von (landseitiger) Stadtmauer und Rheinufermauer. Neben seiner allgemeinen Schutzfunktion gegen Feind zu Lande und zu Wasser war von hier aus auch der Treidelbetrieb (Ziehen von Kähnen stromaufwärts durch Pferde) auf dem Leinpfad zu überwachen.

Entsprechend der besonderen Bedeutung dieses Turmes erhielt er schon früh im Süden ein Vorwerk, das im Laufe der Zeit zu einer starken Bastion ("Bollwerk") mit Erdwällen, einer Stützmauer zum Leinpfad und einem weiteren vorgelagerten Graben ausgebaut wurde. Nach Osten zum Rhein hin wurde über den Leinpfad in den Fluß hinein ein weiteres Vorwerk mit zwei Rundbögen gebaut, genannt "Die Ark", das als Torbau für den Leinpfad, als Überwachungsgebäude für die Schifffahrt und vermutlich auch als Eisbrecher diente; der im Rhein stehende Teil wurde später teils abgerissen, teils durch Eisgang zerstört.

Mit der Übernahme der Stadt durch die Preußen und den Ausbau zur Festung (1815) gab es an Bayenturm und -bastion folgende Baumaßnahmen:

1816 Bau einer kasemattierten Batterie zwischen Turm und Bastion zur Bestreichung des Rheins.
Beginn von Reparatur- und Ausbauarbeiten am Turm

1842 Einbau von Geschützscharten in die südliche Kasematte der Bayenbatterie zur Bestreichung des Leinpfades
Anlage eines Verbindungsweges von der Bastion zu dem im gedeckten Weg liegenden Blockhaus durch Anlage eines Treppentürmchens und einer Galerie an der Schleusenmauer des äußeren Grabens.

1850/51 Mit Baubeginn des neuen Rheinauhafens wird die mittelalterliche Rheinufermauer abgebrochen und durch eine krenelierte Mauer auf der neugeschaffenen Rheinauhalbinsel ersetzt. Diese Mauer wird über einen offenen Halbturm/Uferkaponniere und einem neuen Zwinger mit dem Bayenturm verbunden.
Nachdem der Bayenturm bereits im Mittelalter- wie andere Türme auch - als Gefängnis gedient hatte, wurde zu einem uns unbekannten Zeitpunkt ein Stockwerk auf die Bayenbatterie aufgesetzt und als Festungsgefängnis genutzt.

1881 Preußen verkauft das Gelände, auf dem sich mittelalterliche Stadtmauer und vorgelagerte neue preußische Bastionen befinden, an die Stadt Köln, die noch in diesem Jahr mit dem Abriss beginnt. Weiterhin in militärischer Nutzung verblieben nur die Bastionen ganz im Norden und Süden, also am Kuniberts- und Bayenturm, um so ggf. den Fluss an beiden Stadtenden sperren zu können. Eine geplante Wall-/ Grabenverbindung von der Bayenbation entlang des Rheinufers zum Fort I wird aber nicht realisiert.

1891 Die militärische Bewertung ändert sich; Bayenturm und Bayenbastion werden an die Stadt Köln verkauft und schaffen so Platz für weitere Hafen- und Eisenbahnanlagen südlich des Rheinauhafens. Die Bauwerke um den Turm werden abgerissen, der Turm aufwändig restauriert (die Zerstörungswut der 1880iger Jahre hat sich offensichtlich gelegt) und anschließend als Museum genutzt.

1990-94 Der im zweiten Weltkrieg stark beschädigte Bayenturm wird wiedererrichtet und seitdem als FrauenMediaTurm (Alice Schwarzer) genutzt.

August 2007 Bei Straßenbauarbeiten im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Rheinauhafens werden Grundmauern der Bayenbatterie, Pflaster des Leinpfades sowie Teile der Ufermauer freigelegt. Nach entsprechender Dokumentation durch das Kölner Amt für Bodendenkmalpflege erfolgen Teilabriss und Verfüllung.

September 2007 Die Ausschachtungsarbeiten werden nach Süden fortgesetzt und dabei Teile der rheinseitigen Bastionsmauer gefunden.



Fotogalerie:
Grabungsbilder (34 Bilder)



Fotogalerie:
Bayenturm außen (12 Bilder)

Zusatzinformationen zum Bayenturm

Der Turm ist mit Erdgeschoß und vier Obergeschossen (OG) einschließlich Zinnen ca. 35m hoch. Ursprünglich war nur die Decke zwischen Erdgeschoss und 1. OG gemauert, die übrigen hölzernen Zwischendecken wurden von einer Balkenkonstruktion getragen. Bei den neuzeitlichen Um- und Ausbaumaßnahmen wurden in die hohen Geschosse 2 bis 4 zusätzliche Zwischendecken eingezogen. Vom Erdgeschoß bis zum 2. OG hat der Bayenturm einen viereckigen, im 3. und 4. OG einen achteckigen Grundriss. Die Mauern des Erdgeschosses-Außenmaße 12,20 x 12,20m-weisen eine Stärke von 2,50m auf. Im 3.OG befinden sich an den vier Ecken Erker. Auf das Teilstück der mittelalterlichen Stadtmauer wurden Räume angebaut, die vom "Frauen Media Turm" genutzt werden.

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