Neupreußische Stadtbefestigung
Fort II & III / Güterbahnhof Bonntor/ Bonner Wall
Allgemeines
In diesem Kapitel werden zwei baulich sehr unterschiedliche Forts beschrieben.Der Grund liegt unter anderem darin das die Forts aus zwei verschiedenen Bauphasen stammen.
Wie bei den meisten Forts des Inneren Gürtels liegen auch für Fort II & III keine Baupläne vor; die erstellten Zeichnungen sind daher Rekonstruktionen, die auf Kenntnissen von groben Skizzen, Plänen von Nachbarwerken und einer umfassenden Grabung im Jahr 2005 (Fort II) fußen.
Spuren von den Festungen sind heute im Stadtbild nicht mehr Sichtbar.
Archäologische Befunde vom Fort II wurden im Rahmen des Baus der Nord-Süd Stadtbahn Köln im Jahr 2005 erstellt.
Die Fundamente des Fort II "Großfürst Nikolaus von Russland" liegen heute unter dem Gelände des heutigen Güterbahnhof Bonntor.
Fort II Großfürst Nicolaus von Rußland
Das im Zeitraum November 1816 - Dezember 1821 gebaute Fort hatte eine Nutzung bis zum Ende der 1880er Jahre.
Es lag als einziges Fort vor der städtischen Umwallung.
Mitte der 1930er Jahre wurde das Werk oberflächlich abgerissen um Platz für den neuen Großmarkt zu schaffen.
Auch wenn sich die zeitgleich gebauten Festungen in kleinen Datails unterschieden, können wir uns doch an den noch vorhandenen Forts IV und X orientieren, so das man eine Vorstellung hat, wie ehemals das Fort II und III ausgesehen haben könnte.
Wie alle in der ersten Baureihe erstellten Forts bekam auch das Fort II eine zusätzliche Namensgebung. Im Jahre 1825 legte König Friedrich Wilhelm III den Namen persönlich fest. somit fungierte Großfürst Nikolaus von Russland als Namenspatron.
Die militärische Nutzung dürfte mit der Aufgabe der Neuen Stadtumwallung auch geendet haben.
Technische Kurzbeschreibung:
- Polygonaler Grundriss mit einer Flächennutzung von ca. 100m x 100m
- Umlaufender trockner Graben mit einer Breite von ca. 10m und ca. 4m Tiefe
- 2 an dem Hauptwall anliegende Grabenkaponieren
- Im Hauptwall zur Unterbringung von Infanterie und Munition gemauerte Hohltraversen
- Ein hufeisenförmiges Reduit mit 2 Etagen (22 kasematierte Geschützstände)
- Auf dem Dachgeschoß weitere Möglichkeit zum aufstellen von Geschützen
- Flankierende Geschützaufstellung in den Traditoren, sowie Sicherung des Kehlgrabens
- In der Hauptwallspitze eine gedeckte Haubitzbatterie zur Sicherung des Glacis
- Besatzungstärke ca. 252 Mann
Es gibt vom Fort II einen archäologischen Befund
Der Kölner U-Bahnbau brachte viele Preußische Relikte kurzzeitig ans Tageslicht.
Einige Grabungen blieben uns Hobbyforschern nicht verborgen, leider am Beispiel Fort II, erreichten uns keine Informationen zu den Grabungen.
Somit stützen wir uns auf den später erschienenen Artikel in dem Museums-Bulletin..
Die Bauarbeiten wurden archäologisch begleitet durch das RGM (Römisch-Germanisches-Museum).
Die Befunde gehören zum nordwestlichen Außengrabenbereich des Fort II und liegen (lagen?) auf dem Gelände des heutigen Güterbahnhof Bonntor.
Die Fundstellen wurden in der Zeichnung des RGM rot markiert.
Auf dem Gelände sind heute keine Spuren vom Fort und der Grabung zu sehen.
Bei einem Rundgang habe ich diverse Abdeckplatten gefunden, welche durchaus zum Fort II gehört haben könnten. Vermutlich werden sie bei künftigen Aufräumarbeiten verschwinden.
Quellenhinweis:
Ausführliche Informationen findet man in einem Fachaufsatz von Herrn Kupka im "Kölner Museums-Bulletin 4/2006"
und zum Thema neupreußische Befestigung Kölns 1815-1873 im Standartwerk "Festungsstadt Köln- Das Bollwerk im Westen" emons-Verlag
Fort III
Das Fort III wurde in den Jahren 1843-1847 erbaut nach einem Entwurf von Heinrich Ferdinant Schuberth mit Veränderungen durch von Aster und Busse.
Es gab in Köln diverse Pondons wie die Forts V, VII, IX bedingt auch Fort XI.
Der wesentliche Unterschied beim Fort XI lag darin, das es dort keinen Verbindungsgang zwischen Spitzenkaponniere und frontseitigen Konterminensystem gab.
Das Fort III wurde nicht mit in die Stadtumwallung integriert, somit wurde es im Zeitraum 1882/85 als Festungsgefängnis eingerichtet.
In den 1960er Jahren wurde das Gefängnis abgebrochen, heute sind keine Spuren mehr auffindbar.
Weitere Informationen und Fotomaterial zum baugleichen Fort findet man in der Rubrik Fort V-Zülpicher Platz.
In den Jahren 1882-1885 entstand im Bereich der Festungsanlage und nahem Umfeld ein Festungsgefängnis.
Das Reduit war Bestandteil der Gefängnisanlage, im Umfeld wurden große Zellengebäude errichtet. Über den Nutzungszeitraum habe ich bisher keine Informationen gefunden.
Auf alten Katasterkarten ist das Reduit noch im Jahre 1965 eingezeichnet.
Reste des Fort III kommen 2015 wieder an das Tageslicht
200 Jahren Preußen im Rheinland schützt Festungsreste in Köln nicht.
Ausstellungen zu Hauft im Jubiläumsjahr, bietet keinen Schutz von Bodendenkmälern, der Wohnungsbau scheint in jeder Beziehung Vorrang zu haben.
Leider besteht wohl kein Interesse solche Bauwerksreste in Nutzungskonzepte einzuplanen. Dem Bauherren bzw. der Genehmigungsbehörde dürfte die Festungsörtlich nicht unbekannt gewesen sein.
Fotoserie
Persönlich konnte ich zu Beginn der Freilegungsarbeiten keine Aufnahmen machen, bedingt durch eine Festungsreise nach Swinemünde.
Ich bedanke mich bei den Festungsfreunden der Arbeitsgemeinschaft Festung Köln (AFK) für die Bereitstellung und Nutzung des Fotomaterials.
Weitere Fotos konnte ich nach Rückkehr persönlich vor Ort machen.
Fotogalerie (9 Bilder) - Erste Aufnahmen der Grabungsstelle durch Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Festung Köln (AFK)
Fotogalerie (6 Bilder) - Fotos durch den Bauzaun an einem Wochenende
Fotogalerie (21 Bilder) - Der Abriß hat begonnen Stand: 15.11.2015
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